Unsere Nachbarin und der Karton – Teil 2/2

Ich wollte nun darüber berichten, wie die von mir mit Gummibärchen angeheuerten Neonazis Frau Huebermanns Wohnung mit Nerf Guns in Schutt und Asche randaliert haben. Welch köstlicher Gedanke. Jedoch ist dies leider nie passiert (lässt sich ja noch nachholen). Dafür kam jemand anders.

Als ich nach vorangegangenen Vorfällen wieder etwas zur Ruhe gekommen war – schließlich wollte ich das Platzen einer Ader auf meiner Stirn umgehen, da dies stets eine Sauerei hinterlässt – und mich seit geraumer Zeit anderweitig in unserer Wohnung beschäftigt hatte, klingelte es an unserer Tür. Ich öffnete und zwei Polizisten standen vor mir. Diese legten mir nahe, dass sie von einem Nachbarn gerufen wurden und baten mich zu schildern, worum es ging. Das tat ich. Die beiden ziemlich netten Beamten guckten sich gegenseitig immer wieder fragend an und bestätigten mir letztendlich, dass wir definitiv nichts falsch gemacht hätten und es vollkommen in Ordnung sei, dass Nachbarn untereinander Dinge tauschen, indem sie etwas in den Flur stellen. Frau Huebermann stand indes einen Treppenabsatz höher, ließ sich nicht sehen, blöckte aber mehr als nur einmal dazwischen, woraufhin sie von den netten Beamten zurechtgewiesen wurde, dies zu unterlassen. Letztendlich grinsten die Beamten, meine Partnerin und ich uns ziemlich einen ab.

Nachdem wir uns verabschiedet hatten, lauschten wir noch an unserer Tür ins Treppenhaus. Die Polizisten gingen nach oben und versuchten Frau Huebermann zu beschwichtigen und ihr zu erklären, dass unser Verhalten korrekt gewesen ist und nicht alles Müll sei, was Frau Huebermann für Müll erklärt. Danach hörten wir, wie die Beamten den noch vor unserer Tür stehenden Karton begutachteten, darin stöberten und die Gegenstände als brauchbar einstuften („Mensch guck‘ mal. Da sind doch noch echt gute Sachen dabei.“). Tut mir leid, liebe Polizei. Wieder einmal musstet ihr vollkommen umsonst wegen irgendeinem sinnlosen Mist ausrücken. Manche Nachbarn haben halt Langeweile und müssen sich wichtig machen. Zumindest weiß ich jetzt, wer in unserem Haus selbsternannter Hilfssheriff ist.

Wir stellten den Karton wieder in den Eingangsbereich im Erdgeschoss. Nach und nach wurde er leerer und leerer, was zeigt, dass andere Nachbarn unsere Sachen gebrauchen konnten. Uns freute es. Frau Huebermann grüßt mich seitdem nicht mehr. Jetzt hätte ich beinahe geschrieben, dass ihr jedesmal die Gesichtszüge entgleiten, sobald sie mich sieht. Aber eben fiel mir ein, dass es da nichts mehr zu entgleiten gibt. Würde da noch mehr entgleiten, würde ihr Gesicht abfallen.

Klarstellung: Ich bin mir relativ sicher, ich würde niemals grundlos Neonazis auf andere nette Personen hetzen.

5 Gedanken zu “Unsere Nachbarin und der Karton – Teil 2/2

  1. Herrlich !!! Es gibt aber auch immer Leute, die sind so unglaublich sch…se…. Da denk ich mir immer, wenn ich doch nur deren “ Probleme“ hätte, wenn das alles wäre, haaaach was ging es uns gut 😉 …. Ich drück euch nur die Daumen, dass diese unbekannte und dennoch „seeeeeeehr sympathische traum Nachbarin“ euch auf dauer nicht das Leben furchtbar schwer machen wird….
    L G Isa

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